Valentin Zupan wurde am 2. März 1936 in Selo bei Vodice geboren, einem kleinen Städtchen, 5 km entfernt von Mengeš. Er ist das sechste von sieben Kindern, hat vier Schwestern und zwei Brüder.
Anders als die Gleichaltrigen ging Valentin mit sieben Jahren noch nicht zur Schule, zum einen wegen des Krieges und weil seine Mutter ihn nicht in die deutsche Schule geben wollte. Daher wurde er erst bei Kriegsende als Neunjähriger eingeschult, und absolvierte fünf Schuljahre. Heute meint er, wenn seine Mutter sich damals anders entschieden hätte, könnte er heute deutsch sprechen.
Mit fünfzehneinhalb Jahren wurde es dann Zeit, selbst Geld zu verdienen. Sein Vater wollte ihn zur Autofabrik "TAM" nach Maribor schicken, aber Valentin Zupan lehnte das ab, weil es zu weit von zu Hause entfernt war. Dann begleitete seine Mutter ihn zu einem metallverarbeitenden Handwerker in der Nähe, der sich auf Küchenherde spezialisiert hatte. Der Mann sah auf Valentin herab und sagte: "Wie kann ich ihn in die Lehre nehmen - sieh ihn doch an, wie klein er ist! Er könnte nicht mal auf die Werkbank sehen!"
Irgendwann hörte Valentins Mutter, dass die Musikinstrumentenfabrik Melodija in Mengeš einen Auszubildenden suchte, und brachte ihn mit dem Rad dorthin. Beim Vorstellungsgespräch betrachtete der Direktor Valentin so lange, dass seine Mutter befürchtete, er würde ihn ebenfalls für zu klein befinden, also sagte sie rasch: "Zugegeben, er ist klein, aber er ist nicht dumm!" Er bekam die Stelle!
In diesem Betrieb absolvierte Valentin drei Jahre Berufsschule. In seinem ersten Jahr, 1951, baute er sein erstes Schul-Akkordeon für einen Schulwettbewerb. Insgesamt nahmen sechzehn Auszubildende daran teil, doch Valentin gewann den Preis - die Kitar. Dieses Akkordeon ist heute noch im Besitz der Familie Zupan.
Im zweiten Berufsschuljahr gewann er erneut einen Preis - die "reeds".
Der Lehrplan forderte Ihn nicht genug heraus, weswegen er nachfragte, ob er mehr lernen könnte - zum Beispiel aß er sehr schnell, weshalb er bereits wieder lernte und arbeitete, bevor die anderen ihre Mittagspause beendet hatten.
1953 kam seine zukünftige Frau nach Melodija, um Geld zu verdienen. Da sie aus dem weit entfernten Vrzdenec kam, wohnte sie bei Ihrer Tante in Mengeš. Als ihr neuer Arbeitgeber sie durch die Fabrik führte, um Ihr ihren Arbeitsplatz zu zeigen, fiel Sie auch Valentin auf. Er sagte zu einem Freund: "Sie wird die Meine!" Später erinnerte er sich, dass sie schöne Schuhe und weiße Socken trug, ihr Haar war in zwei Zöpfe geflochten ... und sie war so schüchtern!
Nach Abschluss der drei Jahre Berufsschule in Melodija fiel Valentin Zupan seinem Chef auf: Er bemerkte, dass Valentin bereits ständig Skizzen und Pläne mit neuen Ideen zu Papier brachte und bot ihm daraufhin eine Stelle als Produktionsleiter an. So kam es, dass Valentin bereits mit zwanzig Jahren Chef der Entwicklungsabteilung wurde.
Doch das Melodija-Werk war eine sehr politisch ausgerichtete Firma. Die Führungsetage war in der Hand der Kommunisten.
Valentins Vater hatte ihn nach seiner Überzeugung erzogen, daß Kommunismus nicht gut sei. Die ganze Zeit über war Valentin also gegen die Kommunisten - und zwar nicht heimlich, er erzählte jedem von seiner Überzeugung. Diese Haltung war jedoch nicht förderlich. Die Führung des Werks begann, Valentin Zupan Schwierigkeiten zu machen.
Jedes Jahr reisten die Produktionschefs nach Frankfurt zur FAAR, die meisten auf Firmenkosten - Valentin jedoch war gezwungen, auf eigene Kosten zu reisen. Damals schon erklärte er, warum er dort hinging: "Um zu sehen, was er alles nicht machen würde."
Das ist seit jeher sein Lebensmotto.
Über die letzten fünfzehn Jahre, in der er in der Melodija arbeitete, hatte er seine eigene "Nachmittagsfirma": Bis zwei Uhr arbeitete er im Werk, anschließend jeden Nachmittag und alle Wochenenden daheim ... hier hatte er eine eigene Werkstatt für Fertigung und Entwicklungsarbeit.
In diesem Zeitraum war der Ruf seiner guten Arbeit bereits bis in die USA vorgedrungen - jeden Tag fuhren mindestens zwei bis vier Autos vor seinem Haus vor, alle von Ausländern. Der Firmenchef der Melodija, Mr. Mlakar Stane, damals ein großer Kommunist, heute ein Gentleman, war so aufgebracht über Valentin Zupan, dass er Leute anheuerte, die ihn ausspionieren sollten.
Auch Valentins Nachbarn notierten sich jedes Nummernschild der Autos der Besucher - sie warteten nur darauf, dass Valentin einen Fehler beging und beispielsweise Devisen annehmen würde: darauf stand Gefängnis.
Der Gipfel war erreicht, als man der Familie Valentins eine Frau und einen Mann vom größten Kriminalamt
in Ljubljana schickte. Sie blieben den ganzen Tag in Valentin Zupans Werkstatt, öffneten
und überprüften alle Schränke und Schubladen.
Valentin fragte sie auch, ob er ihnen etwas zeigen solle - zu diesem Zeitpunkt vollendete er eben
ein Akkordeon ... Sie wollten jedoch eher herausbekommen, was er danach tun würde, ob er es gerne
verkaufen und zu Geld machen würde.
Doch Valentin Zupan tat, was er schon sein Leben lang bei jedem
einzelnen Akkordeon getan hatte: er vollzog sein Ritual - reinigte das Akkordeon sorgfältig, küsste es,
bettete es in einen Instrumentenkoffer und stellte diesen am Boden ab.
Danach marschierte er in einen anderen Raum. Die Inspektoren sahen ihn daraufhin mit einem großen,
etwa 1,5 Meter langen Stück Holz auf der Schulter zurückkommen, worauf er sagte:
"Ich beginne jetzt, das nächste Akkordeon zu bauen." Da mussten sie lächeln ... glücklicherweise waren
diese Leute frei genug, sich ihre eigenen Gedanken zu machen, so dass sie am Ende des Tages,
bevor sie heimgingen, baten: "Herr Zupan, machen Sie unbedingt so weiter wie bisher,
und vor allem - gehen Sie nicht von Ihrer Qualität ab."
Trotz alledem war das Maß voll - es war einfach zuviel für Valentin Zupan. Zu jener Zeit waren drei
große chromatische Akkordeons im Bau; auf ihre Innenseite schrieb er mit Bleistift:
"Ich bin fünfzig Jahre alt. Entweder gehe ich ins Ausland oder - ins Irrenhaus!"
Die Wahl fiel schließlich auf ... das Ausland!
Valentin Zupan und Klaus Kirstein bei der Übergabe der Vanessa